
Leuchten wie ein Sonnenglas
Monika Wagner war über 20 Jahre lang Religionslehrerin und unterrichtet nun angehende ReligionslehrerInnen in Linz. Als Christin will sie leuchten wie ein Sonnenglas. Ihr Akku ist der Glaube.
Frau Wagner, hat sich der Religionsunterricht in den vergangenen Jahren verändert?
Mir fällt auf, dass die Sehnsucht nach Zeiten der Stille zugenommen hat. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft lauter geworden ist. Die Kinder haben kaum mehr freie, unverplante Zeit. Da ist der Religionsunterricht eine Oase, in der sie zur Ruhe, zu sich selbst kommen können.
Was sich auch verändert hat: Der Religionsunterricht ist nur dann sinnvoll, wenn die Schülerinnen und Schüler spüren, dass die biblischen Erzählungen mit ihrem Leben zu tun haben. Die Lebensthemen sind immer die gleichen, unabhängig vom Alter: Es geht vor allem darum, wahrgenommen zu werden, um gegenseitige Wertschätzung, um gemeinsames Suchen und Fragen nach unserem Lebenssinn, um Perspektiven für ein geglücktes Leben ... um all das, was unser Leben ausmacht.
Mag. Dipl.Päd. Monika Wagner war Religionslehrerin in Wartberg, Bad Leonfelden und Freistadt (in Vorschule, Volksschule, Hauptschule, HAK und HTL), studierte an der Katholischen Privat-Universität Linz und lehrt an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. ©Andreas Wagner
Was hat sich im Schulalltag verändert? Was war Ihnen wichtig im Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern?
Kinder schätzen es noch mehr, wenn man sich Zeit nimmt für ein Gespräch. Ein normales, einfaches Gespräch hat mehr Wert bekommen. Das Schlimmste für einen Menschen ist, nicht gesehen zu werden. Wir alle haben eine Sehnsucht danach, wahrgenommen zu werden. Auch der Humor spielt eine wesentliche Rolle – ein Religionsunterricht, in dem du nicht gelacht hast, ist ein verlorener Unterricht! Mit den Schülerinnen und Schülern zu lachen war mir ebenso wichtig, wie etwa gemeinsam zu theologisieren, über das Leben und den Glauben zu reflektieren, zu singen, zu musizieren und Feste zu feiern.
Das Sonnenglas® (ein Fair-Trade-Produkt aus Südafrika) leuchtet nach dem Aufladen durch Sonnenenergie. ©Pixabay/Hexe_Babajaga
Seit einem Jahr unterrichten Sie Studierende an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. Was möchten Sie ihnen mitgeben?
Mein Leitsatz lautet: Es sind die Begegnungen, die das Leben lebenswert machen. Ich will die Studierenden stärken, in der Beziehung zu sich selbst, zu den Mitmenschen, in Partnerschaften und in einem freimachenden Glauben. In den Lehrveranstaltungen möchte ich sie für ihren Beruf als Religionslehrerinnen und Religionslehrer begeistern und mit ihnen gemeinsam Wege zu einem lebendigen Religionsunterricht in seiner ganzen Vielfalt beschreiten.
Das Symbol für Religionslehrerinnen und -lehrer, für Christinnen und Christen, ist das Sonnenglas. Wenn der Schalter an die Solarzelle andockt, leuchtet es von innen. Dafür braucht es Energie. Der Akku ist der Glaube. Glaube ist für mich etwas Befreiendes.
Durch meinen Glauben lebe ich glücklicher. Was du fühlst, strahlst du auch aus.
Welche Grenzen würden Sie gerne überschreiten?
Grenzen überschreiten heißt für mich, Neues zu wagen: mich stets auf neue Begegnungen einzulassen, aber auch auf neue Ideen und neue Wege- sowohl in der Religionspädagogik als auch in unserer Glaubensgemeinschaft. Außerdem würde ich gerne weitere Sprachen lernen – und Bassgitarre spielen.
Das Gespräch erschien erstmals im Pfarrbrief Wartberg ob der Aist.
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Religionsunterricht bringt das Leben zur Sprache: Eine bundesweite Kampagne für den Religionsunterricht. |