"Ich freue mich auf das Köpfe-Zusammenstecken"
Abstand halten, das fällt Irmgard Sternbauer nicht leicht. „Wir Menschen sind nicht für die Distanz geschaffen“, sagt die Pfarrseelsorgerin. Aber Distanz muss derzeit sein, auch im Pfarrleben. Veranstaltungen, Taufen und Hochzeiten wurden auf den Herbst verschoben. Nur bei Todesfällen wollen Angehörige meist nicht monatelang warten, bis wieder mehr Menschen zum Begräbnisgottesdienst kommen dürfen. Die Verabschiedungen finden im kleinen Kreis im Freien statt. Die Angehörigen müssen zuvor auswählen, wer daran teilnehmen darf. „Das ist eine große Herausforderung“, sagt Irmgard Sternbauer. Auch das Abstandhalten belastet, wo sonst ein Händeschütteln oder das nahe Beisammenstehen tröstlich sein kann. Die Pfarrleiterin spricht das bei der Feier bewusst an: „Ich lade die Anwesenden ein, den Raum, den wir freilassen müssen, mit Erinnerungen an den verstorbenen Menschen zu füllen.“
Ich will das, was jetzt möglich ist, gut machen.
Bei einem Begräbnis wird ein zu Ende gegangenes Leben gewürdigt. Meist werden die zentralen Lebensstationen verlesen. Das entfällt, wenn nur jene zusammenkommen, die den verstorbenen Menschen gut gekannt haben. Trotzdem möchte Irmgard Sternbauer die Verabschiedung respekt- und würdevoll gestalten. „Ich versuche mehr herauszustreichen, was das Miteinander ausgemacht hat.“ Ein bis zwei Wochen danach telefoniert die Seelsorgerin, deren Arbeit durch den Kirchenbeitrag finanziert wird, mit den Angehörigen. Sie sieht, dass diese nicht nur mit dem Verlust kämpfen, sondern auch mit den aktuellen Regelungen, die tief in das eigene Leben eingreifen. Es wird wieder anders werden, davon ist Irmgard Sternbauer überzeugt. Sie freut sich auf das „Köpfezusammenstecken“: „Bis es soweit ist, will ich das, was jetzt möglich ist, gut machen.“
Irmgard Sternbauer ist leitende Pfarrseelsorgerin in Freistadt und damit Ansprechperson für alle pastoralen und pfarrlichen Angelegenheiten.
Mehr als 75 Prozent der Einnahmen der Katholischen Kirche in Oberösterreich stammen aus dem Kirchenbeitrag. Er ist die finanzielle Grundlage für die pfarrliche Seelsorge sowie für Dienste und Angebote im Sozial-, Bildungs-, Jugend- und Kulturbereich.
Der Artikel ist zuerst in Tips Freistadt und Rundschau Freistadt erschienen.