„Es tut weh, etwas zu vermissen“
Die große Plaudertasche ist Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer nicht. Aber zurzeit vermisst die Seelsorgerin das „Ratschen“ bei zufälligen Begegnungen. Weil es auch anderen so geht, sitzen sie oder ein Kollege nachmittags auf der Terrasse des Pfarrheims Wels-St. Franziskus. Unter dem Motto „Nähe auf Distanz“ stehen sie für einen Plausch zur Verfügung – und das wird gerne genützt. „Es kommen Leute, denen zuhause schon die Decke auf den Kopf fällt.“
"Nähe auf Distanz" auf der Terrasse des Pfarrheims. (Foto: Helmut Geißler)
Meistens dreht sich das Gespräch darum, wie es weitergehen wird, wie lange die Menschen noch mit diesen die Einschränkungen leben müssen und wann wieder Normalität einkehren wird, die sie vermissen. Auch wenn manche zuerst erleichtert waren, dass der Termindruck nachließ – mittlerweile fehlt vielen der direkte Kontakt und das gemeinsame Feiern. „Es ist ein Schmerz wahrnehmbar, denn wenn wir etwas vermissen, tut das weh“, sagt die Seelsorgerin.
Abschiednehmen im kleinen Kreis
Viele Maßnahmen greifen tief in das persönliche Leben ein. Auch Begräbnisse finden zurzeit nur im kleinen Kreis statt. Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, deren Arbeit durch den Kirchenbeitrag finanziert wird, gestaltete vor kurzem eine Feier mit fünf Personen. Es sei schwierig, Nähe auszudrücken, wenn nicht einmal das Händereichen erlaubt ist, sagt sie. Die Zehrung danach konnte nicht stattfinden und der öffentliche Gottesdienst sollte später nachgeholt werden. Das sei für die Trauernden nicht einfach, sagt die Seelsorgerin: „Ich habe den Eindruck, Verabschiedungen können jetzt nicht richtig abgeschlossen werden.“ Um auf Rituale nicht ganz verzichten zu müssen, hat sie die Angehörigen eingeladen, einen eigenen Zweig für das Weihwasser mitzunehmen.
Mag. Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Pastoralassistentin in der Pfarre Wels-St. Franziskus, ist verheiratet und hat vier Kinder. (Foto: privat)
Ab Mitte Mai sollen Gottesdienste wieder möglich sein. Die Einschränkungen für den Kircheninnenraum sind groß. Deshalb wird in der Pfarre schon an einer Feier im Freien getüftelt. Zuerst aber freut sich die Seelsorgerin auf einen privaten Lichtblick: ihre weitere Familie endlich einmal „face to face“ wiederzusehen.
Mehr als 75 Prozent der Einnahmen der Katholischen Kirche in Oberösterreich stammen aus dem Kirchenbeitrag. Er ist die finanzielle Grundlage für die pfarrliche Seelsorge sowie für Dienste und Angebote im Sozial-, Bildungs-, Jugend- und Kulturbereich.