
Ein Lehrer lehrt Zusammenhalt
Anfangs war es noch ein freudiges Staunen: Ferien, mitten im Schuljahr? Im Zuge der Maßnahmen der Regierung gegen das Virus wurde der Unterricht an den Schulen ausgesetzt. Doch statt der erhofften Ferien lernen nun Kinder und Jugendliche zuhause am Computer und machen Aufgaben, die sie digital von ihren Lehrerinnen und Lehrern erhalten. Einer der Lehrer ist Valentin Stelzer. Er unterrichtet Religion und Sport am Bischöflichen Gymnasium Petrinum in Linz. Das Klassenzimmer hat er gegen den Schreibtisch daheim getauscht. Recht ist ihm das als Klassenvorstand nicht. Die Nachrichten, die ihm seine Schülerinnen und Schüler schicken, freuen ihn dafür umso mehr.
Von Jonglieren bis Matura
„Ein Schüler hat mir ein Video über WhatsApp geschickt, in dem er jongliert, und er wollte wissen, was er besser machen könne“, sagt Valentin Stelzer. Neben dem Lernstoff über die Plattform Moodle stellt er der Klasse auch sportliche Aufgaben. Jetzt ist er noch am Ausprobieren, was und wieviel er von den Kindern und Jugendlichen verlangen soll.
Zurzeit werden in manchen oberösterreichischen Schulen Kinder bis zu 14 Jahren betreut, deren Eltern arbeiten und keine andere Aufsichtsmöglichkeit haben.
Er bittet dabei die Eltern um Nachsicht. „Auch für uns Lehrerinnen und Lehrer ist das eine gänzliche neue Situation“, sagt Valentin Stelzer. Eine Situation, die sich für ihn immer noch unwirklich anfühlt. Dass die Schulen schließen könnten, hätte er vor zwei, drei Wochen niemandem geglaubt. Ihm tun besonders die jungen Menschen leid, die sich auf die Matura vorbereiten und wegen des neuen Termins im Ungewissen waren. „Aber sie haben viel Verständnis gezeigt, Hut ab vor der Jugend.“
Selbstverständlich helfen
Laut Regierung gelten die Einschränkungen im Alltag bis 13. April. Nur wer einen triftigen Grund hat, darf die eigenen vier Wände verlassen. Valentin Stelzer hat einen Grund. Er und einige andere aus der Schule beaufsichtigen die wenigen Kinder, die das Petrinum weiterhin besuchen. Ihre Eltern sind in Berufen tätig, die die Gesellschaft funktionsfähig halten. Die Lehrerschaft hilft ihnen dabei. Valentin Stelzer ist immer noch berührt von der Selbstverständlichkeit, mit der sich die Kolleginnen und Kollegen für diesen Dienst gemeldet haben. Er sieht gerade jetzt ein besonderes Miteinander im Schulwesen. Verschiedene Schultypen arbeiten zusammen, von Schulamt, Fachinspektorat und auch vom Bischof kommt viel Unterstützung. „Dafür bin ich dankbar.“
Neue Erfahrungen
„Ich will die momentane Situation nicht bagatellisieren“, sagt Valentin Stelzer. Beschäftigte in Handel und Pflege riskieren eine Infektion. Manche Familiensituationen werden durch die Einschränkungen im Alltag nicht leichter. Und viele haben Angst vor dem Unbekannten, das das Corona-Virus umgibt. Auch er selbst, sagt Valentin Stelzer. Aber er sieht die Chancen. Die Lernplattformen ermöglichen neue Erfahrungen im Lernen und Unterrichten. Und die Menschen rückten zusammen, sagt Valentin Stelzer. „Ich wünsche jedem Menschen, dass er die Erfahrung des Zusammenhalts erleben darf.“
Valentin Stelzer beaufsichtigt derzeit privat die Kinder seines Bruders und seiner Schwägerin, wenn diese arbeiten. Beide sind im medizinischen Dienst tätig und damit in Corona-Zeiten unabkömmlich.