Warum lassen wir Kinder taufen?
Für uns Christinnen und Christen ist es nicht einfach ein Willkommens- oder Namensgebungsfest, sondern ein Zeichen dafür, dass wir Gott im Leben ernst nehmen und dazu seine Hilfe und seinen Segen erbitten. Bei der Taufe werden Aspekte angesprochen, die für das ganze Leben wichtig sind.
Es sind schöne Feiern, wenn sich die Familien zur Taufe treffen. Vieles liegt bei diesem Fest in der Luft: Freude, Angst, Hoffnung, Fragen zur Gegenwart und Zukunft, Dank und Bitte und vieles andere mehr. Die Taufe ist gefüllt mit Symbolen und Aussagen, die auf ein gutes und geglücktes Leben und den Beistand Gottes hinweisen. Das macht diese Feier zu einem heiligen Zeichen, zu einem Sakrament.
Nein zu Einflüssen und Menschen, die dem Leben Schaden zufügen. Ja zum lieben Gott.
In unserer Welt und unserem Leben ist nicht alles gut. Wenn ich die Zeitung aufschlage, weiß ich jeden Tag neu, wozu ich nein sagen möchte. Bei der Taufe wird gefragt, ob man „widersagt“, das heißt, nein sagt zum Bösen, zu den Einflüssen und Menschen, die dem Leben Schaden zufügen wollen.
Christliches Leben sieht auch auf die Kleinen und Schwachen, sodass niemand zu kurz kommt oder übervorteilt wird. Christliches Leben leben wir als Gemeinschaft mit Gott und den Menschen. Deshalb sagen wir dann auch ja zu diesem Glauben an den schöpferischen, liebenden und heilenden Gott. Diese Grundzüge des dreifaltigen Gottes gilt es als Getaufte im Alltag umzusetzen, zu leben.
Die eigentliche Taufe geschieht schlicht und einfach mit Wasser auf den Namen des dreifaltigen Gottes. Das Wasser steht einerseits für Reinigung von allem was schadet und andererseits für das Leben. So wie das Wasser lebensnotwendig ist, soll die Taufe dem Geist und der Seele des Menschen immer Kraft und Stärkung sein. Wenn wir in eine Kirche hineingehen oder uns zuhause mit Weihwasser bekreuzigen, erinnern wir uns an die Taufe und an die Gegenwart Gottes.
Die Taufe
Zur Taufe gehört die SALBUNG mit dem Salböl Chrisam zum „Priester, Propheten und König“.
→ Die Salbung zum König symbolisiert, dass der getaufte Christ, die getaufte Christin Verantwortung für Menschen und Besitz übernehmen soll. Kein egoistisch-machtgieriger König soll der Christ sein, sondern ein sorgender und liebender, der in die Gesellschaft christliche Werte einbringt.
→ Das Prophetische meint, mit einem vernünftigen Weitblick in die Zukunft zu schauen und die Zeichen der Zeit gut deuten zu können.
→ Das Priesterliche steht hier dafür, dass jeder Mensch in einer besonderen Beziehung zu Gott steht und diese Verbindung auch pflegt.
Besondere Anlässe verlangen besondere Kleidung. Das weiße Kleid oder TAUFKLEID bringt die große Würde des neugetauften Kindes zum Ausdruck. Es soll Christus gleichsam wie ein Gewand anziehen und sich dieser Gabe ein Leben lang als würdig erweisen.
Der Taufspender spricht danach „EFFATA”, aramäisch für "Öffne dich", und berührt dabei Ohr und Mund des Täuflings. Er betet, dass das Kind die Botschaft Gottes hören und sie auch zu gegebener Zeit verkünden möge.
Wenn Vater, Mutter oder Paten die TAUFKERZE entzünden, dann wird nicht nur eine Lichtquelle weitergegeben, sondern das Licht, das Jesus in die Welt gebracht hat, soll den Täufling erleuchten. Oft haben andere Kinder auch die Taufkerzen mit und nicht selten halten sie diese dabei das erste Mal ganz stolz selbst in der Hand. Ein besonderer Moment ist es auch, wenn Brautpaare bei der Trauung die Hochzeitskerze mit ihren Taufkerzen entzünden und die beiden Lichter zu einem verschmelzen. Die Taufkerze erinnert immer wieder an das Licht, das uns durch den Glauben ins Herz gelegt wurde.
Die Taufe und Christsein in der Welt
Gemeinschaft, Kreativität, Liebe, Ermutigung und Versöhnung sind Schlüsselwörter für das christliche Leben. Durch die Taufe wird der Mensch bei uns in die katholische Kirche aufgenommen, um sie auch aktiv mitzugestalten und sich zu engagieren. Mit der Taufe soll ein Leben aus dem Glauben nach dem Vorbild Jesu beginnen oder vertieft werden.
Die kirchliche Gemeinschaft vermittelt den Glauben, sie ist aber auch tragende Einrichtung und wirksam in der Gesellschaft. Von Kindergärten angefangen über Schulen bis zu Altenheimen oder den Einrichtungen der Caritas und den Kinder- und Jugendgruppen gibt es kirchliches Engagement. Die schönen Gottesdienste zu Weihnachten, Ostern, Erntedank und bei verschiedenen Festen wie Taufen, Erstkommunionen, Firmungen, Trauungen, Krankensalbungen gibt es nur, weil es die Kirche gibt. Glauben verbindet auch Generationen, Gemeinden und Dörfer miteinander.
Wie arm wäre unser Land ohne Kirchen und Klöster, die Anziehungspunkte für betende Menschen und Kulturfreunde sind.
Ein Segen ist kein Zauber, das heißt, dass wir auch selbst so zu handeln haben, dass das Leben zum Segen wird.
Ein Segen sollst Du sein
Als Abschluss der Taufe erbitten wir nach dem „Vater unser“ den Segen für den kleinen Täufling, aber auch für die ganze Familie. Der Segen ist immer etwas Besonderes, weil er uns auf das blicken lässt, was uns ein Anliegen ist und wir dazu den Beistand Gottes erbitten. Segen ist kein Zauber, das heißt, dass wir auch selbst so zu handeln haben, dass das Leben zum Segen wird. Mögen das Leben aus dem Glauben, das mit der Taufe beginnt, ein gesegnetes Leben sein. «
Taufe in der katholischen Kirche: Bedeutung, Ablauf, Texte und Lieder Mehr →
Der Autor Dr. Johann Hintermaier ist Bischofsvikar für Erwachsenenbildung und pastorale Fortbildung in der Diözese Linz.