Was bedeutet eigentlich ... Agape?
Für den Apostel Paulus war Liebe, neben Glaube und Hoffnung, die höchste der drei christlichen Tugenden. Im Altgriechischen gab es aber mehrere Begriffe für Liebe: érōs, philía und agápē. Paulus verwendete letzteren. Und dadurch bekam agápē im Christentum eine spezielle Bedeutung: die der göttlichen oder von Gott inspirierten Liebe. Von der sinnlichen (érōs) und der partnerschaftlichen Liebe (philía) unterscheidet sich die göttliche in ihrer Selbstlosigkeit. Sie pocht weder auf Exklusivität, noch wartet sie auf Erwiderung.
Weil die Agape oft vom Frommen ins Feuchtfröhliche ausartete, hat man sie
im 4. Jahrhundert verboten.
Die christliche Urgemeinde verlieh der Agape Ausdruck in der Liebesmahlfeier: einem geschwisterlichen Mahl, bei dem auch die heilige Kommunion gespendet wurde. Alle brachten Wein und verschiedene Speisen mit, die erst gesegnet und dann gemeinsam verzehrt wurden. Das hatte auch den Sinn, Lebensmittel mit denen zu teilen, die zu wenig davon hatten. Doch weil die Agape oft vom Frommen ins Feuchtfröhliche ausartete, hat man sie im 4. Jahrhundert verboten.
Ob dieses Phänomen mit so mancher heutigen Hochzeits-Agape vergleichbar ist, sei dahingestellt. Doch auch dort sind alle willkommen, die gratulieren wollen, und können sich an Sekt und Brötchen laben. Auf Agapen trifft man heute aber auch nach der Auferstehungsfeier in der Osternacht und anderen festlichen Gottesdiensten. Somit bewahrheitet sich ein altes Sprichwort: Liebe geht durch den Magen.
Dieser Text ist erstmals in "Grüß Gott!" – Magazin über Gott und die Welt 01/2021,
herausgegeben von der Katholischen Kirche in OÖ, erschienen.