Bischof Manfred Scheuer gratuliert neuer evangelischer Bischöfin Cornelia Richter
Die Synode der Kirche hat am 23. Mai 2025 in Wien-Donaustadt die 54-jährige Theologieprofessorin und Pfarrerin im Ehrenamt Cornelia Richter zur Bischöfin gewählt. Richter ist die erste Bischöfin in der Geschichte der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich. Sie tritt ihr Amt am 1. Jänner 2026 an.
Cornelia Richter folgt in diesem Leitungsamt auf Michael Chalupka, der Ende des Jahres seine Pension antritt. Für die Wahl nominiert wurde Richter von allen sieben Superintendentialversammlungen, in denen Delegierte aller Pfarrgemeinden der jeweiligen Diözese vertreten sind. Bei der Wahl im Evangelischen Realgymnasium Wien-Donaustadt war Cornelia Richter die einzige Kandidatin.
„In bewegten und unübersichtlichen Zeiten hat die Evangelisch-lutherische Kirche in Österreich gezeigt, dass Einigkeit und Klarheit Orientierung geben können“, sagte Bischof Michael Chalupka in einer ersten Reaktion. Die rasche und eindeutige Entscheidung für Cornelia Richter zeuge von großem Vertrauen in ihre Persönlichkeit und Kompetenzen. „Cornelia Richter ist ein großer Gewinn für die evangelischen Christinnen und Christen in diesem Land“, ist Chalupka überzeugt und erklärt: „Dass sie die erste Frau im Bischofsamt ist, freut mich. Ihre theologische Profilierung wird den Beitrag der Evangelischen zur österreichischen Gesellschaft stärken, Ihre Weite im Denken Österreich guttun.“
Glückwünsche von "Ökumene-Bischof" Manfred Scheuer
Bischof Manfred Scheuer ist in der Bischofskonferenz auch für die Ökumene zuständig. Er gratuliert Cornelia Richter herzlich zur Wahl und freut sich auf viele Begegnungen und die gemeinsame Arbeit:
„Als katholischer Bischof von Linz und als Ökumene-Referent der katholischen Bischofskonferenz gratuliere ich der Evangelischen Kirche A. B. zur Wahl von Prof.in Dr.in Cornelia Richter zur Bischöfin. Ich freue mich, dass sie in so großer Einmütigkeit gewählt wurde. Möge sie in ihrer Kirche und mit ihrer Kirche „Trägerin des versöhnenden und erlösenden Wortes für die Menschen und für die Welt sein“ (Dietrich Bonhoeffer), eine Brückenbauerin zwischen den Kirchen und eine Zeugin der Auferstehung. Ich freue mich auf die Begegnungen in der Gemischt-evangelisch-katholischen Kommission und im Ökumene-Bereich, sowohl auf Österreichebene als auch in Oberösterreich. Ich erbitte für Bischöfin Cornelia Richter und die Evangelische Kirche Freude am Evangelium, Gottes Geist und Gottes Segen.“
Die gebürtige Oberösterreicherin Cornelia Richter wurde zur Bischöfin der Evangelischen Kirche A. B. gewählt. © epd / Uschmann
Bischöfin stammt aus Oberösterreich
Cornelia Richter (54) wuchs in Bad Goisern auf, ihr Vater war Pfarrer, ihre Mutter über viele Jahre Organistin in der örtlichen Kirche. Ihr Theologiestudium absolvierte Richter in Wien und München, darauf folgten Aufgaben als wissenschaftliche Mitarbeiterin an theologischen Fakultäten in Wien, Marburg und Kopenhagen. Lehrtätigkeiten führten sie nach Hermannsburg, Zürich und Gießen, 2011 folgte dort die Berufung auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik.
2012 wurde Richter sowohl nach Bonn als auch nach Kiel berufen und entschied sich für die Universität Bonn. Dort war sie von 2012 bis 2020 Professorin für Systematische Theologie mit Schwerpunkt in der Lehramtsausbildung, seit 2020 hat Richter die Bonner Professur für Dogmatik und Religionsphilosophie inne. Seit 2012 ist sie zudem Co-Direktorin des Bonner Instituts für Hermeneutik. Seit 2024 lehrt Richter auch an der University of St. Andrews (UK).
Von 2020 bis 2024 leitete Cornelia Richter als erste Dekanin die Evangelisch-Theologische Fakultät und seit 2024 ist sie als erste Frau Vorsitzende des Senats der Universität Bonn. Neben den aktuellen theologisch-dogmatischen Arbeitsschwerpunkten ist Richter Expertin im interdisziplinären Feld der Resilienzforschung.
Während ihrer umfassenden Lehrtätigkeit in Deutschland hat Cornelia Richter den Kontakt zu ihrer oberösterreichischen Heimat nicht abreißen lassen. Als Pfarrerin im Ehrenamt gestaltet Richter hier Gottesdienste und Amtshandlungen, in Bonn wirkt sie seit 2012 regelmäßig als Predigerin und Liturgin an der Schlosskirche, die sie seit 2024 als Universitätspredigerin leitet. In verschiedenen Bereichen arbeitete Richter in den letzten Jahren in der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich mit.
Richter: Kirche ist und lebt da, wo sie geschieht
Das Amt als Bischöfin könne man nicht wie eine Professur auf einer Karriereleiter anstreben, „es muss einem zugetraut und zugesprochen werden“, sagte Richter und zeigte sich dankbar für das große Vertrauen. „Ich bin überzeugt, dass diese Kirche eine Zukunft hat“, betonte Richter vor den Delegierten der Synode. Die Evangelische Kirche in Österreich sieht sie als „höchst lebendige Gemeinschaft“, die das Potential habe, auf den gesellschaftlichen Wandel kreativ und zupackend zu reagieren, durch engagierte Ehrenamtliche ebenso wie Hauptamtliche.
„Kirche ist Gemeinschaft, Kirche ist und lebt da, wo sie geschieht und die Bischöfin steht mittendrin“, bekräftigte Richter. Auch wenn die Zahlen zurückgehen, bleibe die Aufgabe „die Stimme des evangelischen Christentums als markante Stimme in unserer Gesellschaft laut werden zu lassen“. Das Evangelium in traditionellen und neuen Formen zu verkündigen und „in unserer Gegenwart mutig und fröhlich zu vertreten, dafür stehe ich von Herzen ein“, sagte die neu gewählte Bischöfin. Die Vielfalt der Frömmigkeits- und Gemeindetypen sei dabei wichtig, „denn nur wenn sich alle Stimmen zu einem Chor zusammenfinden, verkündigen wir das Evangelium in seiner ganzen Vielfalt“.
Evangelische Kirche in Österreich
Kathpress / epd