Das Leben entrümpeln
Gehören Sie auch zu jenen Menschen, die Dinge sammeln und sich nicht davon trennen können, obwohl Sie Ihnen Platz wegnehmen, Sie vielleicht sogar einengen? Vielleicht sind diese Dinge mit Erinnerungen verbunden. Oft sind es auch Geschenke von lieben Menschen, die Sie nicht einfach weggeben möchten. Oder Sie denken sich: „Irgendwann werde ich das sicher noch einmal brauchen!“ (Obwohl das in den letzten Jahren schon nicht der Fall war …) Und so kommt mehr und mehr zusammen, der Platz wird weniger … Und Sie ärgern sich vielleicht über das zunehmende Chaos um sich herum, schaffen es aber nicht, es in Angriff zu nehmen und endlich einmal „auszumisten“.
Das Tröstliche: Sie sind nicht allein. Dr. August Höglinger, Führungskräftecoach, Begleiter, Autor und Vortragender aus Oberösterreich, kennt viele Menschen, denen es ebenso geht. Für sie hat er sein Buch „Das Leben entrümpeln“ geschrieben und gibt in Vorträgen sein Wissen und seine Erfahrungen weiter.
Entrümpeln ist ganzheitlich
In seinem Buch geht Höglinger gleichsam einen Weg „von außen nach innen“: Es geht um das „Entrümpeln“ der eigenen Umgebung, um das „Entschlacken“ des Körpers und um das „Ausmisten“ in Geist und Seele. Dieser ganzheitliche Zugang ist Höglinger wichtig: „Es ist hilfreich, die Parallelen aufzudecken, die zwischen dem Chaos um uns herum, demjenigen in unserem Körper und demjenigen in unserem geistig-seelischen Sein bestehen. Denn alle drei Bereiche hängen aufs Engste miteinander zusammen.“. Dieses strukturelle Problem in Angriff zu nehmen, erfordere eine Menge Arbeit, der Aufwand mache sich aber mehrfach bezahlt, so Höglinger.
„Wer es schafft, Ordnung in der Welt um sich herum herzustellen, dem fällt es leichter, die innere Ordnung (wieder) zu finden und umgekehrt.“
„Gerümpel“ sind für August Höglinger Dinge, die unbrauchbar (geworden) sind, im Weg herumstehen und die Sicht auf das Wesentliche verstellen: etwa Unterlagen aus einem früheren Job (die damals schon unbrauchbar waren), eine Ansammlung an Kugelschreibern, mit denen man drei Menschenleben durchschreiben könnte, leere Marmeladegläser etc. Er zählt aber auch Dinge dazu, die zwar nicht mehr brauchbar sind, zu denen man aber immer noch eine emotionale Bindung hat. Als Beispiel nennt Höglinger seine Skier: „Obwohl ich sie praktisch nicht verwende, fällt es mir unendlich schwer, sie loszuwerden. Denn einerseits habe ich bei ihrem Kauf sehr viel Geld dafür ausgegeben. Sie jetzt wegzuwerfen oder herzuschenken wäre so, als würde ich das Geld, das ich dafür bezahlt habe, wegwerfen oder herschenken. Auf der anderen Seite kann ich mein schlechtes Gewissen darüber, dass ich zu wenig Sport treibe, damit in Schach halten, dass ich mir sage: Du hast ja all deine Sportgeräte und könntest, wenn Du wolltest, jederzeit loslegen.“
Warum entrümpeln? Der Experte: „Zunächst spart es Zeit, die man ansonsten mit Suchen verbringt. Außerdem wird dadurch Platz für Neues geschaffen – nicht nur im Kleiderschrank oder im Keller, sondern auch in der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt. Und: Wer entrümpelt und Dinge ent-sorgt, befreit sich von Sorgen und belastenden Erinnerungen.“ Gerümpel ist für Höglinger aufgestaute Energie: „Dort, wo Energie sich staut, sammelt sich Krempel an. Dort, wo Krempel herumliegt, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass Energie sich staut.“ Und: Unerledigtes ist wie ein unvollendeter Kreis, der sich nicht schließen kann und ständig „mitgeht“, weiß der Experte. Bei unheilbar kranken Menschen wird dies besonders deutlich: Ihnen ist wichtig, aufzuräumen und offene Kreise zu schließen. Sie versuchen, sich zu versöhnen, suchen die Begegnung mit lieben Menschen, bedanken sich bei Menschen, die ihnen Gutes getan haben, schreiben ihr Testament und organisieren ihr Begräbnis.
Es tut wohl, nicht erst am Lebensende die offenen Kreise zu schließen. Denn: Wenn Gerümpel zu lange liegen bleibt, führt es zu „Aufschieberitis“: Es fällt dann von Tag zu Tag immer schwerer, den Krempel wegzuschaffen und loszulassen. Höglinger: „Wer zu viel Gerümpel herumliegen hat, wird von dessen Anblick schier erdrückt. Er wird lethargisch, depressiv, müde; jede kleinste Veränderung, jeder minimale Schritt, sich von diesem Müll zu trennen, scheint ihm wie eine Tour auf den Gipfel des Mount Everest: unmöglich.“
„Entrümpeln ist etwas vom Allerwichtigsten und Schönsten – und es macht glücklich, wenn man es schafft.“
Wenn Entrümpeln so wohltuend ist, warum fällt es dann so schwer?
Auch wenn sich wohl jeder nach dem Ergebnis des Entrümpelns sehnt, fällt es schwer, die Sache tatsächlich und konkret in Angriff zu nehmen. Warum ist das so? Höglinger sieht die Ursache in einer Angst vor dem unwiederbringlichen Verlust: „Etwas aufheben bedeutet, sich seiner sicher zu sein. Die Vorstellung, es nie wieder zu bekommen, wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt, dass man es doch noch einmal benötigt, ist quälend. Die imaginierte Trauer und Reue, die uns später einmal überfallen könnten, wollen wir um keinen Preis erleben. Darum beugen wir vor, indem wir uns erst gar nicht der Gefahr aussetzen, auch nur ein einziges Stück zu vermissen. Wir müssen zunächst einmal lernen, die Angst loszulassen, bevor wir die Gegenstände selbst loslassen können.“
4 praktische Tipps von August Höglinger, wie Sie Ihr Leben entrümpeln
Tipp 1: Zu Hause | Sich von Büchern trennen
Sie sind eine Leseratte und horten Büchertürme zu Hause, weil Sie sich von keinem Buch trennen können? Leichter geht es, wenn Sie die Bücher „ver-werten“, ihnen also einen Wert geben. Eine Möglichkeit dazu ist das sogenannte „Wanderbuch“: Dazu schreiben Sie auf die erste Innenseite eines Buches „Wanderbuch“ und setzen Ihren Namen darunter. Nachdem Sie es gelesen haben, geben Sie es in Ihrem Bekanntenkreis weiter. Der nächste Leser, die nächste Leserin schreibt den eigenen Namen unter den Ihren und gibt das Buch ebenfalls weiter. So wandert das Buch weiter – wer weiß, wo es landet? Wenn Sie sich mit anderen „Wanderbuch“-LeserInnen austauschen wollen, schreiben Sie Ihre E-Mail-Adresse ins Buch und laden zur Kontaktaufnahme ein. Daraus können anregende Unterhaltungen entstehen.
Tipp 2: Im Büro | Am Arbeitsplatz Ordnung schaffen
Auf Ihrem Schreibtisch und in Ihren Kästen stapeln sich Unterlagen? Wenn sich schon vieles angesammelt hat, nehmen Sie sich einmal einen halben oder ganzen Tag zum Ausmisten Zeit. Ein verregneter Samstag eignet sich am besten dafür – das Telefon läutet (im Idealfall) nicht, dafür können Sie beim Aufräumen und Wegwerfen Ihre Lieblingsmusik hören und sich immer wieder kleine Pausen gönnen. Setzen Sie sich vorher konkrete zeitliche Teilziele, das erleichtert die Arbeit. Nehmen Sie sich vor: „Dieses Regal habe ich bis 11 Uhr ausgeräumt, bis 15 Uhr bin ich mit dem Kasten fertig.“
Tipp 3: Körper | Regelmäßig Fasttage einlegen
Fastenkuren „entrümpeln“ und reinigen den Körper auf wohltuende Weise. Fasten gönnt dem Körper eine Pause: Er bekommt keine Nahrung und keine neuen Schlacken bzw. Giftstoffe zugeführt. Was an „Nahrungsgerümpel“ bereits in ihm „gelagert“ ist, wird ausgeschieden. Ob ein Fasttag pro Woche oder eine Fastenwoche im Jahr: Es geht um die Regelmäßigkeit. Körper und Geist lieben Regelmäßigkeiten und benötigen Rhythmen. Wichtig: Bei gesundheitlichen Problemen mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin abklären, ob Fasten für Sie in Frage kommt.
Tipp 4: Geist und Seele | Echte Freundschaften bewusst pflegen
Wie viele Menschen würden Sie Ihre Freunde, Ihre Freundinnen nennen? Erstellen Sie doch einmal eine Liste all dieser Menschen. Handelt es sich um 50, 60 oder mehr Personen? Dann ist es unrealistisch und eine Überforderung, dass Sie mit all diesen Menschen regelmäßig und intensiv in Kontakt bleiben. Wer ist ein Freund, eine Freundin, wer vielleicht doch eher ein/e Bekannte/r? Unterscheiden Sie anhand der folgenden Fragen: Wen würde ich anrufen, wenn ich um vier Uhr früh eine Autopanne habe? Bei wem würde ich mich ausweinen, wenn ich nicht mehr weiterweiß? Die Menschen, die Ihnen dabei spontan in den Sinn kommen, können Sie tatsächlich als Ihre FreundInnen bezeichnen – meist ist es eine handverlesene Zahl von Personen. Hegen und pflegen Sie ganz bewusst die Beziehung zu diesen Menschen.
August Höglinger:
Das Leben entrümpeln.
August Höglinger Verlag, 22008
ISBN: 978-3-9501137-9-2
Auch als CD (9783902410122) und als E-Book (9783902410337) erhältlich.
Der Autor
August Höglinger, geboren 1955 in Kriegwald/Julbach (Oberösterreich), war nach seinem Studium der Informatik und Betriebswirtschaftslehre an der JKU Linz Universitätsassistent, Inhaber einer Softwarefirma sowie Leiter des Bereiches Betriebsberatung im WIFI und der Abteilung Personal und Controlling in der WKOÖ. Seit 1996 ist er als selbstständiger Führungskräftecoach, Lebensberater, Begleiter, Autor und Vortragender tätig.
Mehr über Dr. August Höglinger, seine Bücher, CDs, Vortrags-, Coaching- und Seminarangebote: