Freundschaft ohne Worte
Für Luan ist es schwer, sich in Regeln und Normen zurecht zu finden. Bei seinem Kindergartenstart wirkte er zurückgezogen, suchte kaum Nähe zu anderen Menschen oder Blickkontakt, wenn man ihn ansprach und war getrieben von seinen Stereotypien. „Wie für alle Menschen mit Autismus charakteristisch, möchte er bestimmte Verhaltensweisen immer wieder wiederholen", sagt Caritas-Mitarbeiterin Sandra Kainzinger: "Luan liebt es beispielsweise, auf Englisch bis 100 zu zählen oder Buchstaben aufzulegen und zu benennen." Die Sonderkindergartenpädagogin arbeitet im Heilpädagogischen Kindergarten der Caritas in St. Isidor in Leonding. Ein bis zwei Mal in der Woche wird sie von ihrem fünfjährigen Labradorrüden Joey
begleitet.
Mit Hilfe des Hundes nehmen mich die Kinder in ihre Welt mit.
Der ausgebildete Therapiebegleithund ist ein besonderer Motivator für alle Kinder: In seiner Gegenwart sind sie bemüht, sich an Regeln zu halten, sich so selbständig wie möglich zu verhalten und ihre Sprache oder Gebärden bestmöglich einzusetzen, um mit Joey in Verbindung treten oder spielen zu können. Der Vierbeiner übernimmt die Rolle des Vermittlers zwischen Erwachsenem und Kind – weil er ohne Worte und emotional kommuniziert und mehr Interesse auslöst, als ein Mensch oder Spielsachen in der Umgebung. „Es scheint, als ob mich die Kinder mit Hilfe des Hundes in ihre Welt mitnehmen können", sagt Sandra Kainzinger.
Caritas-Sonderkindergartenpädagogin Sandra Kainzinger mit ihrem Therapiebegleithund Joey und Luan. |
Joey macht es möglich, dass Luan, die Nähe der anderen Kinder als positiv wahrnimmt. Stereotype Verhaltensweisen, wie beispielsweise ständiges Wippen mit dem Oberkörper, werden weniger. Luan wird gelassener und entspannt sich. Es ist wissenschaftlich belegt, dass durch den Körperkontakt mit Tieren Oxytocin („Kuschelhormon“) ausgeschüttet wird.
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung zeigen stark irritiertes Verhalten, wenn Gewohntes innerhalb ihres Alltags abweicht. „In der Hundetherapie trainieren wir genau das, indem wir auf verschiedene Arten und immer wieder unterschiedlich mit Joey spielen. Wir sind oft überrascht, wie flexibel die Kinder dabei werden und diese Flexibilität auch teilweise im Alltag anwenden können und so zu einer Erleichterung für die Kinder wird.“